Die Bonität eines Unternehmens ist ein entscheidender Faktor für die Kreditwürdigkeit und die Bewertung durch Banken, Geschäftspartner und Investoren. Neben der Eigenkapitalquote, Liquidität und Verschuldung spielen auch langfristige Forderungen eine Rolle. Doch wie genau wirken sich diese auf die Bonität aus? Und wann können sie eher ein Risiko als ein Vorteil sein? In diesem Beitrag klären wir, wie langfristige Forderungen bilanziell einzuordnen sind und welche Auswirkungen sie auf die Bonität haben.
Was sind langfristige Forderungen?
Langfristige Forderungen sind Vermögenswerte, bei denen der Zahlungseingang erst nach mehr als einem Jahr erwartet wird. Typische Beispiele sind:
- Darlehen an verbundene Unternehmen
- Ausstehende Kaufpreisforderungen aus Unternehmensverkäufen
- Langfristige Miet- oder Pachtforderungen
In der Bilanz sind sie im Anlagevermögen unter der Position „Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände“ mit Restlaufzeiten von über einem Jahr aufgeführt.
Auswirkungen auf die Bilanzstruktur
Langfristige Forderungen erhöhen das Gesamtvermögen eines Unternehmens. Das wirkt auf den ersten Blick positiv, da sich die Bilanzsumme und das Anlagevermögen erhöhen. Werden diese Forderungen aus eigenen Mitteln oder durch langfristiges Fremdkapital finanziert, verbessert sich auch der sogenannte Anlagendeckungsgrad II – eine Kennzahl, die angibt, ob langfristig gebundenes Vermögen auch durch langfristiges Kapital gedeckt ist.
Wichtig: Langfristige Forderungen haben jedoch keine kurzfristige Liquiditätswirkung. Das bedeutet, dass sie weder den Zahlungsmittelbestand erhöhen noch kurzfristige Mittel zur Begleichung von Verbindlichkeiten bereitstellen.
Langfristige Forderungen und Bonitätskennzahlen
Zur Bonitätsbewertung werden die folgenden wichtigsten Kennzahlen herangezogen:
- Eigenkapitalquote
- Liquiditätsgrade
- Verschuldungsgrad
- Anlagendeckungsgrad
Positiver Effekt: Langfristige Forderungen erhöhen das Vermögen und können, sofern sie werthaltig sind, die Eigenkapitalquote und den Anlagendeckungsgrad stabilisieren oder verbessern.
Neutraler bis negativer Effekt: Auf die Liquiditätskennzahlen haben langfristige Forderungen keinen positiven Einfluss. Sollten sie jedoch einen hohen Anteil am Gesamtvermögen ausmachen, könnte dies als Hinweis auf eine eingeschränkte kurzfristige Zahlungsfähigkeit gewertet werden.
Bonitätsrisiko: Je länger die Laufzeit und je unsicherer die Einbringlichkeit, desto höher das Ausfallrisiko. Rating-Agenturen und Banken prüfen daher genau.
- Wer ist der Schuldner?
- Welche Sicherheiten bestehen?
- Wie hoch ist das Ausfallrisiko?
- Wie sind die vertraglichen Zahlungsbedingungen geregelt?
Bestehen Zweifel an der Werthaltigkeit, kann dies zu Abwertungen oder einem negativen Bonitätsurteil führen.
Wann werden langfristige Forderungen zum Risiko?
Es wird problematisch, wenn ein Unternehmen zu viele langfristige Forderungen ohne ausreichende Sicherheiten in der Bilanz ausweist. Diese binden Kapital, verschlechtern die Liquidität und erhöhen das Ausfallrisiko. Insbesondere bei wirtschaftlich schwachen Schuldnern oder unsicheren Märkten ist deshalb besondere Vorsicht geboten.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Forderungen aus Lieferungen und Leistungen möglichst zügig realisiert werden sollten, um die Liquidität zu sichern. Ein übermäßig hoher Anteil langfristiger Forderungen könnte als Anzeichen für ein mangelndes Forderungsmanagement oder zu großzügige Zahlungsziele gewertet werden.
Fazit
Langfristige Forderungen sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits erhöhen sie das Vermögen, andererseits helfen sie der kurzfristigen Liquidität nicht. Für eine gute Bonität müssen sie werthaltig, abgesichert und wirtschaftlich sinnvoll strukturiert sein. Unternehmen sollten daher regelmäßig die Werthaltigkeit prüfen und strategisch entscheiden, ob und in welcher Höhe langfristige Forderungen für sie sinnvoll sind.